Ganz häufig rufen Menschen in der Tierklinik Weingarten an, die einen Jungvogel oder Nestling gefunden und mit nach Hause genommen haben. Leider werden Jungvögel oft fälschlicherweise für verwaist gehalten. Die Aufzucht von Jungvögeln durch Menschen ist sehr kompliziert und nur in wirklichen Notfällen zu empfehlen. Wir möchten Ihnen daher einige Tipps zum richtigen Umgang mit Jungvögeln geben.

Ein Nestling ist ein noch nackter Jungvogel, der aus dem Nest gefallen ist. Er ist absolut hilflos und benötigt unbedingt Wärme und Fürsorge. Sofern der Nestling nicht verletzt ist, setzen Sie ihn behutsam zurück in sein Nest. Achten Sie dabei darauf, dass Sie die Elternvögel nicht stören, sonst kann es sein, dass sie nicht mehr zum Nest zurückkehren. Die Vogeleltern nehmen ihre Jungen auch dann an, wenn sie von Menschen berührt wurden.

Ästlinge sind Jungvögel, die anfangen flügge zu werden und das Nest bereits verlassen. Sie tragen schon ein deutlich sichtbares Federkleid, das jedoch noch von Flaum durchsetzt sein kann. Die ersten Flugversuche sind anstrengend, daher hockt sich das Vogelbaby zwischendurch auf den Boden, ins Gebüsch oder auf einen Ast und ruht sich aus. Die Elternvögel kommen normalerweise alle ein bis zwei Stunden zur Fütterung angeflogen und das Jungtier macht dabei durch laute Rufe auf sich aufmerksam. Wenn Sie einen Ästling gefunden haben, müssen Sie nur helfen, wenn er in Gefahr oder verletzt ist. Wenn Sie unsicher sind, ob es dem jungen Vogel gut geht und ob er von seinen Eltern versorgt wird, beobachten Sie den Ästling mindestens zwei, besser noch drei bis fünf Stunden lang aus einem Versteck heraus. Die Vogeleltern sollten Sie nicht bemerken, sonst trauen sie sich eventuell nicht, näher zu kommen.

Ästlinge, die sich potenziell in Gefahr befinden, setzen Sie am besten im Umkreis von höchstens 25 Metern in ein geschütztes Gebüsch oder auf einen gemütlichen Ast. Beobachten Sie, ob die Elterntiere ihren Jungvogel wiederfinden und füttern. Wenn ja, ist alles in Ordnung!